Quelle: citech.people.com.cn. Von Li Fang 李方.
Übersetzung:
Ein Kollege fragte mich, was ich von Innovationen halte. Viele Mitglieder seines Teams wollten innovativ arbeiten und baten ihn um die nötigen Mittel. Seine Mittel reichen aber nicht aus, und das macht ihm zu schaffen. Ich habe ihm geantwortet, es gebe zwei Arten von Innovation. Eine Art entsteht durch reines Talent aus dem Nichts. Die andere Art ist eine auf einer gewissen Basis aufbauende beharrliche, schrittweise Perfektionierung, bis am Ende ein neues Ergebnis steht. Nehmen wir Tencent: es gibt viele Aussenstehende, die sagen: „Ihr von Tencent habt doch die meisten Nutzer und die größte Plattform. Ihr seid wie eine Tragstange, die Wurzeln schlägt und Blüten treibt.“ Aber das ist wahrscheinlich das größte Missverständnis. Ist der Erfolg eines Produkts etwa eine ausgemachte Sache, nur weil man eine riesengroße Nutzergruppe hat? Zumindest Tencent hat Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Die Benutzerfreundlichkeit ist entscheidend, fehlt sie, dann sucht der Nutzer das Weite, es gibt genügend Ersatzprodukte. Innerhalb von Tencent variiert die Nutzer-Fluktuation je nach Version des Produkts. Nehmen wir QQmail: Wie kann man sich bei Mailboxen schon von den anderen abheben, die Grundfunktionen sind fast alle gleich, ist man etwa gleich der Gewinner, nur weil man auf der Plattform von Tencent ist? Zumindest war das in den letzten Jahren nicht der Fall. In den letzten zwei Jahren hat QQMail Wangyi (163.com) überholt und steht jetzt in China bei der Nutzerzahl an der Spitze, denn sie ringen mit jedem Detail der Nutzer-Erfahrung und verbessern so nach und nach einige hundert Features. Außerdem passt es sich schnell an den Trend an und fügt ständig die aktuellsten Anwendungen ein. So hat es mit der Zeit ein hohes Niveau erreicht. Die Scharfsinnigkeit der Nutzer darf man nicht unterschätzen. Wenn man gut genug ist, danken sie es einem sofort.
Viele Menschen missverstehen die Bedeutung von Innovation, sie meinen, nur wenn man so etwas wie die Email neu erfindet, wäre das eine Innovation, während das beharrliche Verbessern von bestehenden Produkten keine Innovation sei. Zwar sind in der Tat geniale Erfindungen und Innovationen für den gesellschaftlichen Fortschritt außergewöhnlich bedeutend. Der Mythos vom Unternehmen, das mit einer einzigen bedeutenden Erfindung die Konkurrenz in die Knie zwingt, ist es wert, in die Geschichtsbücher einzugehen. Natürlich dürfen wir nicht aufgeben, danach zu streben, doch wird uns normalen Sterblichen so eine tolle Sache höchstwahrscheinlich ein Leben lang nicht in den Schoss fallen. Gelingt es uns aber in unserer täglichen Arbeit auf der vorhandenen Basis unermüdlich etwas zu vervollkommnen, dann ist das auch ein großer Erfolg. Google ist hier das beste Beispiel.
Ein weiteres Missverständnis ist, die Großunternehmen seien der Feind der Innovation. Zugegeben: Aufgrund der Opportunitätskosten ist es selbst für Großunternehmen eher unwahrscheinlich, dass sie jahrein jahraus Teams organisieren und sie mit großen Mitteln ausstatten und dass sie eine Menge von Leuten in Labors stecken, wo sie unermüdlich versuchen, etwas nie Dagewesenes zu erfinden. Aber für die Nutzer ist ein Großteil der perfekten Produkte und Erfahrungen, in deren Genuss sie kommen, Ergebnis der anhaltenden Anstrengungen von Großunternehmen. Generell haben, zumindest unter den Bedingungen eines vollständigen Wettbewerbs, Großunternehmen in diesen Aspekten einen Vorteil, weil sie über die personellen und finanziellen Kapazitäten verfügen, um Probleme, die bei der Produkt-Verbesserung auftreten, zu lösen. Insbesondere garantieren sie dank ihres Systems und ihrer Prozessabläufe eine kontinuierliche Verbesserung. Diese zwei Dinge kann ein Einzelner mit noch so hoher Begabung oder ein kleines Unternehmen kaum leisten. Ich denke, wir müssen unsere Denkweise ändern. Jede Innovation hat letztlich nur dann Bedeutung, wenn sie dem Nutzer zugute kommt. Und während der Nutzer davon profitiert, werden das Produkt und die Erfahrung unablässig perfektioniert, was ebenfalls von großem Wert ist. In diesem Sinne sollte der Organisationsvorteil der großen Unternehmen als Garant für Innovationen und nicht als ihr Feind angesehen werden.
Kommen wir zurück zum Problem meines Kollegen. Natürlich muss das Team die Ideen von Genies fördern, das heisst aber nicht, dass es dafür unbedingt den Preis bezahlen muss, denn es gilt, die Opportunitätskosten zu berücksichtigen. Die Fakten belegen, dass bereits als beachtliche Erfolgsquote gesehen werden kann, wenn es unter zehn genialen Ideen eine gibt, die letztendlich einen Wert generiert. Unternehmen streben nach Gewinn, und sie sind kaum willens, so ein Roulette-Spiel einzugehen. Außerdem zeigt uns die Erfahrung, dass alles im Stil von „gib mir so und so viel Geld und so und so viele Leute, dann erfinde ich etwas für dich“ fast immer schief geht. Ich erzählte meinem Kollegen, dass die sogenannten Anregung zur Innovation bedeutet, jemandem zu erlauben, etwas zu probieren, ihm zu erlauben, Fehler zu machen. Und wenn ihm dann ein partieller Durchbruch gelingt (normalerweise braucht es dazu keinen allzu großen Einsatz) und man sich der Sache sicher ist, dann stattet man ihn mit zusätzlichen Mitteln aus und ermuntert ihn, weiterzumachen, das ist die Aufgabe von einem selbst. Natürlich stellen manche Unternehmen auch riesige Summen bereit, um Schwerpunkt-Projekte zu organisieren, aber so eine Chance fällt nicht unbedingt einem selbst in den Schoss. Und selbst wenn es so kommt und man die Entschlossenheit Gottes hat, der die Welt in sechs Tagen erschaffen hat, wird man höchstwahrscheinlich enttäuscht werden.