Ponzi, Pyramiden, Schneeballsysteme und Kettenverkäufe 高烧不退的庞氏骗局

Beitrag von Ma Shixin 马世新 für das Wochenmagazin Xinmin Zhoukan Nr.12, April 2012, S.92.

Übersetzung:

Das Ponzi-Schema erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit
Bei fast allen bekannten betrügerischen Fällen von Mittelbeschaffung waren lokale Beamte beteiligt, sonst wären die Täter kurz nach “Geschäftseröffnung” geschnappt worden.

Im Jahr 1919 erfand der italienischstämmige Amerikaner Charles Ponzi in Boston eine revolutionäre Methode, Geld zu verdienen. Er verkündete, durch den Kauf bestimmter Antwortscheine in Europa und ihren Wiederverkauf in den USA seien große Gewinne zu machen, und lockte Geldgeber mit dem Versprechen einer Rendite von 40% innerhalb von drei Monaten. Trickreich zahlte Ponzi mit dem Geld neuer Anleger schnelle Gewinne an diejenigen aus, die zuerst investiert hatten, um so mehr Leute in die Falle zu locken. Innerhalb von sieben Monaten hatte Ponzi 30.000 Anleger gefunden und die immense Summe von etwa 15 Millionen US-Dollar eingenommen. Als die durch Profitgier ihres Verstandes beraubten Leute wieder zu sich kamen, hatte Ponzi bereits fast das gesamte ergaunerte Geld verschwendet. Das ist das berühmte “Ponzi-Schema”.

In den letzten hundert Jahren machte dieses einfach erscheinende und altbewährte faszinierende Betrugsschema weltweit Furore. Hätte man auf das Betrugsschema ein Patent anmelden können, dann hätten allein die Lizenzeinnahmen aus China ausgereicht, die Ponzis zu einer reichen Familie zu machen. Der Ahnvater des Finanzbetrugs hätte dann wohl nicht mittellos in einem Altenasyl in der Fremde enden müssen.

Vor kurzem verschwand die aus Changshu in Jiangsu stammende “schönste Unternehmerin” Gu Chunfang 顾春芳 mit den von ihr eingesammelten Geldern. Es ging dabei um 700 Millionen RMB, wovon 500 Millionen auf ihren eigenen Namen gingen. Dabei bediente sie sich der Schimäre eines hochrentablen Kohlekraftwerks in Nordchina. Außerdem hat das Ministerium für Öffentliche Sicherheit kürzlich einen internationalen Haftbefehl gegen Sun Feng 孙峰, den Leiter einer Filiale der Agricultural Bank of China Ltd. in Jiangsu erlassen. Er ist Ende letzten Jahres mit seiner Familie nach Thailand in den Urlaub gefahren und seitdem über alle Berge. Die von Filialleiter Sun veruntreuten 200 Millionen RMB waren keine Spareinlagen, sondern von ihm selbst mittels hoher Zinsversprechen eingeworbene Gelder. Er gaukelte Spekulationen auf dem Terminmarkt vor – damit ist sein Betrug der mit dem bislang höchsten “Technologiegehalt”. In der Vergangenheit hatten im Raum Peking eine Reihe von Fällen für Aufsehen gesorgt – darunter mehrere Aufforstungs-Anlageprojekte, der Betrugsfall mit den Yilishen-Produkten, der Fall der Sanzhu Group und der Fall illegaler Mittelbeschaffung bei der China Great Wall Wine Company Ltd. Auch hier handelt es sich in allen Fällen um Ponzi-Schemata.

Illegale Mittelbeschaffung spielt sich nicht nur in privaten Unternehmen ab, auch nationale Nichtbanken-Finanzinstitute sind beteiligt, sogar kleine und mittlere Banken haben es praktiziert. Ein in den 90er Jahren geschlossenes Finanzinstitut hat einmal mit einem Zinssatz von 90% Bankeinlagen akquiriert. Am Ende hinterliess es ein Loch in Höhe von zig Milliarden RMB und wurde aufgelöst.

Bei fast allen bekannten betrügerischen Fällen von Mittelbeschaffung waren lokale Beamte beteiligt, sonst wären die Täter schon kurz nach “Geschäftseröffnung” geschnappt worden. Diese Beamte sind an den illegal erworbenen Gewinnen beteiligt und agieren gleichzeitig als Schutzschirm für die Betrüger, und ihre Beteiligung sorgt dafür, dass die Anleger ganz und gar ihren gesunden Menschenverstand einbüßen. Natürlich sind die meisten Betrogenen Menschen aus der Unterschicht, Spielsüchtige und Hasardeure, die die Gier um den Verstand bringt. Die Ineffizienz der Regierungskontrolle kommt noch dazu. Die weite Verbreitung der Hauptspielart des Ponzi-Schemas, nämlich der mit Gehirnwäsche verbundene Kettenverkauf, macht es noch brisanter und erhöht seine zerstörerische Kraft.